Vorbereitung und Teilnahme im Team Schaalaer Köstlicher
Ein Laufevent in schöner Landschaft über sieben Etappen die unter anderem Highlights wie die Heidecksburg, den Schauenforst über dem Hexengrund, Schloss Belvedere bei Weimar und den Luisenturm über Großkochberg beinhalten, veranstaltet die Stadt Rudolstadt erstmals 2009. Seit 2018 in Kooperation mit dem Laufclub Rudolstadt e.V. (LCR). Sieben Etappen führen die Staffelläufer*innen in einen Dreieck von Rudolstadt Richtung Jena, westwärts nach Weimar Belvedere und über Blankenhain nach Rudolstadt zurück.
Insgesamt werden 90 km auf unterschiedlichsten Wegen mit heftigen Anstiegen und technischen Trails talwärts bewältigt.
Seit 2017 bin ich im Team Schaalaer Köstlicher unterwegs. Der Name stammt von einem leichten Apfelschnaps der bis 1990 im gleichnamigen Ort bei Rudolstadt produziert wurde.
Bereits 2019 bildete sich eine Frauenstaffel mit den Namen Morellis, die ebenfalls ein ehemaliges Produkt der Schaalaer Schnapsbrenner im Namen tragen. Leider konnten diese aufgrund der pandemischen Lage noch nie starten.
Viel Arbeit erwartete die freiwilligen Helfer*innen vom LCR aber auch von anderen Vereinen. Im Vorfeld wurde von Jürgen Klöpfel sehr viel Gras gemäht und Hecken geschnitten. Einige Bäume wurden aus dem Weg geräumt. Die Strecken wurden mit Kreidespray markiert. An den zahlreichen Wechselstellen und Verpflegungspunkten, wurden am Samstag die Läufer*innen registriert und versorgt.
Dieses Jahr war meine 3. Teilnahme. 2017 lief ich die zweite Etappe vom Schauenforst nach Jena-Maua. 2018 dann die erste Etappe Rudolstadt – Schauenforst.
2019 fiel ich im Vorfeld verletzungsbedingt aus, war dann an der Wechselstelle Schauenforst tätig und später mit dem Auto zum Transport der Teamkollegen unterwegs.
Die erste Etappe kenne ich gut, häufig laufe ich Abschnitte davon auf meinem Heimweg von der Arbeit. Deshalb habe ich auch gerne die Markierung auf der Strecke übernommen.
Nun ist es soweit. Am frostigen Samstagmorgen bin ich zum Start auf dem Rudolstädter Marktplatz geradelt.
Am Start stehen zahlreiche Top Läufer*innen, wenn ich unter die letzten 5 der 33 Starter komme, kann ich zufrieden sein.
Nach aufreibenden Minuten des Wartens, einigen Erwärmungsrunden und Begrüßungen, gibt 07:30 Uhr Rudolstadts Bürgermeister Jörg Reichl das ersehnte Signal zum Start.
Schon am Schloßaufgang zur Heidecksburg entfernt sich die zahlreiche Elite von uns Fußlahmen und zusehends zieht sich das Feld in die Länge. Bereits im Downhill von der Heidecksburg sind wenige Leute vor mir erkennbar. Die schnelle Elite ist weg. 3 Läufer sind vor mir, einige hör ich mir folgen.
Der zweite Anstieg im Pörztal wird zusehends steiler und kurz vor Vater´s Ruh komm ich an zwei gehende Läufer ran. Schließlich vergrößert sich der Abstand auf dem matschigen Weg. Der nächste Aufstieg der Diebesstieg, im Wald folgt, endlich kann ich einen der beiden überholen. Auf der Ebene des Forstwegs hole ich Andre vom LAV (8) ein. Mein Kollege aus der Firma ist auch auf dem rutschigen Abstieg in den Hirschgrund dabei. Gemeinsam erreichen wir die Landstraße. Mein Team steht bereit und feuert mich an. Nun kommt der Quälberg. Statt Laufen nur Gehen, besser Klettern. Ca. 25 % Steigung, Sand und lose Steine, breite Furchen, von Regenwasser geformt. Zunächst 80 Höhenmeter auf ein Plateau, wo Stürme und Käfer den Wald verdrängten. Dann „allmählicher“ mit ca. 6-10 % Steigung weiter auf nassen Waldwegen und schließlich eine Downhillstrecke durch den Kiefernwald. Hier und da umgestürzte Bäume. Ein Anstieg zur Straße nach Mötzelbach folgt, wo ein Verpflegungspunkt des LCR wartet.
Stefan reicht mir Traubenzucker. Ich halte nicht an, weiter auf dem schlammigen Feldweg neben einem Maisfeld Richtung Dorndorf. Schließlich hat der Matsch ein Ende, Asphalt, ein fester Feldweg und wieder Asphalt talwärts nach Dorndorf. Langsam merke ich, dass die Akkus leer werden. Normalerweise, wenn ich nach 13 km in Dorndorf ankomme, ist der Lauf zu Ende. Sicher denken das auch meine Muskeln in den Beinen. Ich muss mich verdammt zwingen, aus dem Dorf Richtung Schauenforst weiter zu laufen. Ausgeruht hab ich die Strecke schon in 12 Minuten geschafft.
Aber heute keine Chance. An der Böschung oberhalb der Wiese ist wieder Gehen angesagt. Vor mir Günter, ebenfalls vom LAV (7), Jahrgang 1952, ich versuch an ihm dranzubleiben, 20 Meter Abstand, schneller gehen, Laufen ist nur an wenigen Stellen möglich. Der Abstand bleibt. Die letzten Meter, ich kenne sie gut. Die Luft wird dünn hier oben. Schließlich am Graben zur Burg. Den Gürtel mit dem GPS-Tracker – unser „Staffelstab“ - hab ich auf den letzten Metern gelöst und drücke ihn Maik in die Hand.
Maik sprintet los. Langsam fährt mein Puls runter und wenige Augenblicke nach mir folgt Andre, ebenfalls vom LAV. Thomas Hellmuthhäuser vom LCR notiert unabhängig vom GPS-Tracker die Zeiten der Läufer*innen. Die Versorgung ist wieder spitze.
Wir warten noch auf unsere Läuferin vom Morelli Team. Schließlich wechselt auch hier die Staffel und ich darf endlich mal sitzen und die Fahrt genießen. Maik läuft währenddessen nach Jena- Maua. Am Gelände der Landesärztekammer ist sein Ziel erreicht.
Auch hier wieder viel Stimmung und schließlich macht sich Andre auf dem Weg über nach Magdala. In Schorba warten wir an einer Straßenüberquerung. Lori, der auf die 4. Etappe geht zieht sich um und ich wechsele ebenfalls meine Sachen. Denn ich hab mir in den Kopf gesetzt, ein paar Etappen als Radbegleiter zu fahren. Hey, ist doch nur langsames Radfahren.
In Magdala ist es dann soweit. Lori läuft los und Andre darf ausruhen. Ich fahre Lori hinterher, der Westwärts Richtung Weimar läuft. Der Wind bläst kräftig genau aus der Richtung und ich versuche, knapp vor ihm her zu fahren. So hat er ein wenig Windschatten. Durch Mellingen, folgen wir den Ilm-Radweg. Schließlich ein Aufstieg zum Schloß Belvedere. Zwischen den Touristen rauschen wir immer schneller dem Etappenwechsel entgegen.
Stefan lässt sich nicht lange bitten. Läuft schon los. An der Ruine im Park biegt er leider links statt rechts ab. Zu spät hab ich ihn eingeholt. So lotse ich ihm durch den Park ins Tal auf den zahlreichen Wegen. Den Bach muss er überspringen. Die Brücke ist gesperrt. Ein paar Querwege und wir sind wieder richtig im Forst des Belvedere. Nun folgt ein Anstieg hoch zur A4 auf einen ordentlichen Forstweg. Stefan ist verdammt schnell und langsam dämmert es mir, was das für eine bescheuerte Idee es war, erst zu laufen und dann Rad zu fahren.
Oben auf der Ebene an der A4 ist es zwar nicht mehr steil aber matschig und technisch anspruchsvoll zu fahren.
Der Downhill nach Oettern ist für Stefan auch kein Problem. Für mich schon, ich klappere über große Steine die mit Schlamm und feuchten Laub wechseln. Kaum dass ich im Ort ihn wieder einhole.
Denn nun folgt ein 4,5 km Martyrium für uns beide. Ein Forstweg mit Steigungen zwischen 4-10 % am Stück. Stefan läuft verdammt schnell, ich mach mir Sorgen, dass er viel zu schnell ist.
Nur mühsam kann ich das Tempo halten. Endlich oben, ein paar entspannte Abschnitte auf festen Wegen aber dann wieder Schlamm, riesige Pfützen. Da wär ein Mountainbike vom Vorteil. Stellenweise muss ich runter vom Bock, das Rad tragen. Stefan juckt das nicht, er ist schon weiter. Die wenigen guten Abschnitte muss ich flott fahren um ihn auf den letzten Kilometern wieder einzuholen.
Wir überqueren gemeinsam die Straße und auf den letzten Metern kann ich ihn noch anfeuern, richtig Gas zu geben. Stefan hat das auch gemacht, nur mühsam kann er sich am Ziel erholen.
Mein Bedarf am Radfahren ist auch erst mal gedeckt, total verdreckt wird das Rad auf dem Träger von Lori´s Bus gehievt, meine Schuhe zieh ich lieber aus.
Mirko ist bereits seit 19 Minuten unterwegs. Die Regeln sehen einen Notstart für alle Teams vor, die bis 14:00 Uhr Blankenhain nicht erreicht haben. Wir fahren weiter zum Luisenturm.
Willi und sein Kumpel starten und wenig später folge ich den Beiden mit dem Rad. Vor Weitersdorf hole ich sie ein.
Zwischen Teichweiden und Vater´s Ruh sind wir gemeinsam unterwegs, dann trennen wir uns.
Während die beiden in das Pörztal und über die Heidecksburg zum Markt nach Rudolstadt laufen, fahre ich über die Debra dorthin und gemeinsam laufen alle Teammitglieder am Ziel in Rudolstadt ein.
Die beiden haben nochmal richtig Gas gegeben. Unsere Staffel konnte so unter 9 Stunden Gesamtzeit bleiben. Die Spitzenteams sind zwar Einiges schneller, aber wir liegen gut im Mittelfeld.
Natürlich war auch hier auf dem Markt viel Stimmung. Und unsere Morelli- Girls kamen auch sicher ins Ziel.
Vielen Dank an Lori, für die Organisation unserer Staffel, den Fahrdienst und das Reinigen des Autos, wenn so dreckige Leute drinsaßen.
Aber auch an die Stadt Rudolstadt und unseren Laufclub Rudolstadt e.V. für die viele Arbeit im Vorfeld, während der Veranstaltung und auch an alle Sponsoren und die zahlreiche Helfer*innen.
Wir kommen gerne wieder, am 07.05.2022.
Text und Bilder: Thomas Luge
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